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Gestern Nacht war mit Sicherheit eine der schönsten Nächste überhaupt. Ich saß da und habe mit der mir liebsten Person auf der ganzen Welt geredet und ihr dabei die Musik näher gebracht die mir wichtig war, ist und wahrscheinlich in Zukunft auf bleiben wird. Mein Leben hat einen Soundtrack und ich halte ihn für wichtig um mich zu verstehen. Dabei kam ich unweigerlich auf den unvergleichlichen Leonard Cohen, den alten kanadischen Barden mit der Reibeisenstimme. So sicher wie nur irgendwas auf dieser Welt ging mir dann sein Klassiker „If it be your will“ durch den Sinn und ich habe begonnen, wie so oft, über den Text nachzudenken.

Für mich handelt der Text von einer Art von Gelassenheit die mich in stummes, andächtiges  Erstaunen versetzt. Ich muss zugeben, dass ich kein gelassener Mensch bin, etwas  womit ich immer wieder zu kämpfen habe. Es ist in meiner Natur zu handeln, aktiv zu werden, zu kämpfen um das was mir wichtig erscheint, ich will helfen, aufmuntern, Mut machen, die Dinge immer weiter voran bringen und sehr oft fehlt mir die Einsicht, wann der richtige Zeitpunkt wäre einfach innezuhalten, das Schwert und den Schild abzulegen, im Zentrum des Sturm der ruhende Pol zu werden und mir einfach zuzugeben, dass ich mal auf das Universum warten sollte. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, auf dich eben keinen Einfluss habe, dass der Lauf der Gezeiten manchmal einfach so ist wie er ist und wir Menschen uns mit Waffen gürten können so sehr wir wollen und doch nichts daran ändern werden.

Ich denke Leonard Cohen fasst diese Art von Gelassenheit auf wunderbare Weise zusammen. Er vermittelt das Gefühl eines Menschen der in sich ruht, seinen Pol gefunden hat und im Einklang mit diesem handelt. „Wenn es Dein Wille ist, dann werde ich schweigen, meine Stimme wird ruhen.“ Wem dieser Will nun gehört ist für mich nebensächlich, das kann ein Gott sein, das Universum selbst oder auch ein anderer Mensch. Mit geht es um das Gefühl und die Bilder die jene Worte in mir auslösen. Ich sehe eine Person vor mir die auf einem Hügel steht, in Dunkelheit. Am Himmel brennen die Sterne, eine wüste Landschaft umgibt sie, tote Bäume, verbrannte Erde, man sieht, dass eine gewaltige Schlacht getobt haben muss aber jetzt herrscht Stille, der Wind weht über den schwarzen Boden. Die Person war wohl ein Krieger, mit Schwert und Schild, die liegen aber jetzt auf dem Boden, seine Hände sind offen, er blickt nach oben und sagt: „Ich habe es verstanden. Ich werde nicht mehr drängen, nicht mehr kämpfen, ich habe eingesehen, dass das nichts mehr bringt, ich habe getan was in meiner Macht stand, was jetzt kommt steht in deiner. Wenn es dein Wille ist, dann werde ich schweigen, für immer wenn du das willst. Wenn du willst dann werde ich singen – für dich.“ Er schließt die Augen und wird eins mit der Welt, der ruhende Pol. Das hat nichts mit Schwäche zu tun, ich glaube eher, dass es sich dabei um den ultimativen Beweis von Stärke handelt, sich in diese Hände zu begeben, absolutes Vertrauen zu haben, dass sich diese andere Person richtig entscheiden wird weil jede getroffene Entscheidung die richtige ist, weil sie frei getroffen wurde.

Für mich gibt es hier eine große Überschneidung mit meiner Einstellung zur Freiheit, denn Freiheit hat immer zwei Seiten – meine Freiheit und deine Freiheit. Wer  immer nur kämpft und Dinge möglich machen will übersieht oft die dünne, halb-durchsichtige Linie hin zur Einschränkung der Freiheit des anderen. Es braucht schon sehr viel Mut mit dem Kämpfen mal aufzuhören und dafür das Herz zu öffnen, was denn der Wille des anderen ist. Das löst Ängste aus, denn in dem Moment wird die Welt für jene, die immer die Kontrolle haben wollen, äußerst chaotisch. Was tut man denn, wenn der Wille des anderen wirklich das ewige Schweigen ist? Ich denke wer wirklich dieses „If it be your will“ verinnerlicht haben, wird damit zurechtkommen, denn diese Person wird wirklich und wahrhaftig den Willen des anderen respektieren und mit jeder Entscheidung zufrieden sein weil jede Entscheidung die frei getroffen werden kann eine gute ist. Nur wer den Willen des anderen eben nicht respektiert, mit einer bestimmten Entscheidung nicht leben kann, muss immerzu in die Schlacht ziehen um seine Wünsche in die Welt zu tragen.

Das erinnert mich auch stark an gewisse östliche Philosophien, die großen Wert auf diese Art von Ruhe und Gelassenheit legen. Da steckt auch der Gedanke des Loslassens, des Gehenlassens, des Nicht-Anklammerns dahinter. Man muss die Dinge, die Menschen die man liebt, auch gehen lassen können, um deren Freiheit willen. Wenn sie wollen werden sie zurückkommen, wenn es deren Wille ist, dann wir der Krieger singen, über den verwüsteten Hügeln und das Schweigen findet ein Ende. Man muss dabei allerdings vorsichtig sein. Nur wer ehrlich gehen lassen kann wir diese Gelassenheit erlangen können – loszulassen schon mit dem Gedanken, dass der Vogel zurückkommen wird, ist eine leere, hohle Geste der jeder Zauber abgeht, nur eine weiter Form des Aufzwingens, der Manipulation.

George Lucas, der mit Star Wars einen modernen Mythos geschaffen hat, brachte diese Einstellung der heutigen Welt nahe und zwar mit der Philosophie des Jedi-Ordens. Die Grundmaxime ist das Loslassen der Dinge die man Liebt. Dabei geht es nicht darum nicht zu lieben. Es geht um das starre Festhalten das durchbrochen werden soll. Löse dich von all dem was du fürchtest zu verlieren. Die Furcht vor Verlust ist vielleicht die größte Furcht die der Mensch kennt weil es die erste ist – die Panik vor dem Verlust der Bezugsperson. Sie bringt uns dazu Besessenheit, Eifersucht, Neid und Besitzgier zu entwickeln. „If it be your will“ ist die knappe Zusammenfassung der Überwindung dieser Furcht und damit der Beginn einer Freiheit die vorher nicht einmal vorstellbar war. Freiheit für beide Seiten.

Im letzten Extrem, bis zum Ende gedacht, geht es auch um die letzte und größte Furcht des Menschen: Der Tod. Jeder Verlust  ist eine Art von Tod, etwas stirbt, ist weg, unwiederbringlich. Auch hier sollte der Lebensweg irgendwann zu dem Punkt führen wo man sagen kann: „Es ist gut so, ich kann loslassen, wenn es sein soll dann werde ich schweigen, für immer.“ Dann verliert der Tod seinen Schrecken weil man ihn annehmen kann als etwas was einfach passiert, „If it be your will“. Auch das ist östlich,  fern ab westlicher Alchemie und Magie deren Ziel es immer war die letzte Unvermeidlichkeit zu umgehen. Faust gegen den Buddha. Ich glaube der Buddha ging den weiseren Weg.

Und ich frage mich ob ich jemals diese Stufe erreichen werde. Habe ich die Kraft in mir mich dem Willen auszuliefern? Zu schweigen und zu sagen: „Jetzt bist du dran, ich habe meinen Teil getan, meine Worte gesagt. Ich werde deine Entscheidung und deinen Weg respektieren und welche Entscheidung auch immer du triffst, sie wird die richtige sein weil es deine ist.“ Wenn ich Leonard  Cohen lausche dann möchte es beinahe glaube. Ich kann spüren wie die Worte in mich sinken, mir Ruhe und Gelassenheit geben, manchmal hält dieses Gefühl sogar Tage an. Aber dann kommt die Welt mit ihren Stürmen, ihren Kriegen und all den Dingen die mir wichtig sind und ich spüre wie es mich in den Fingern juckt aktiv zu werden, zu handeln, das zu tun was ich für helfen und trösten halte. Vielleicht muss man für die letzte Überwindung der Angst etwas abseits der Welt stehen, so wie buddhistische Mönche in ihren Klöstern oder die Jediritter mit ihrer Macht. Hoffnung habe ich aber, dass ich es lernen werde, zumindest einen Teil davon.

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Schwarze Steine

Der Blick aus dem Fenster enthüllt eine Wüste aus Beton. Selbst die elegant geschwungenen Bögen und Säulen können nicht verdecken was da unten geschehen ist, es ist so eindeutig wie ein Kreideumriss auf Parkett. Selbst unter der zarten Schneedecke wird der Platz wie ein Mausoleum für die Natur, ein Ort an dem die Welt zu atmen aufgehört hat. Am Schlimmsten sind die Hörner aus Stein die aus dem Boden sprießen wie die Mordwaffe aus einem leblosen Körper, als hätten wir etwas heraufbeschworen um sicher zu gehen, dass dort nichts mehr lebt, nie wieder leben wird.

Ich frage mich wo die Bäume und Büsche sind. Jetzt wären sie wohl kahl aber immer noch frischer und natürlich als das dort unten. Parkbänke ohne Park. Wege ohne Gras und Erde. Glasgänge um die Seele zu leiten auf das Tor hinauf. Das Tor zur Unterwelt? Ich weiß es nicht aber es fühlt sich so an.

Und dann immer wieder diese Hörner aus Stein, schwarz, glatt und kalt wie Eis. Die Lampen um die Steine sind dunkel, ob sie sich wohl schämen diese Grausamkeit zu beleuchten? Eine Bohrung in jedem Stein, groß, gähnende Löcher. Hätte der Teufel Piercings würden sie wahrscheinlich so aussehen.

Wobei, der Teufel, der Lichtbringer, es würde weinen bei diesem Anblick. Hat er doch nichts gegen die Schöpfung, nur den Menschen, dieses über alles geliebte Geschöpf. War es Neid der ihn rebellieren ließ, wie man sagt? Oder wusste er etwas wovon niemand etwas ahnte. Hat er diese Plätze vorausgesehen? Das wäre zumindest ein Grund. Ein guter wie ich meine. Ich und niemand sonst. Warum nur ich? Mein Kopf, da ist die Stimme die mir Persönlichkeit verleiht. Nur meine Stimme alleine.

Vor meinen Augen verwandelt sich der Schnee in schwarze Asche die sich auf die Welt niedersenkt um sie unter sich zu begraben. Sie klopft gegen das Dach, hämmert gegen die Fenster und legt sich schwer auf die Mauervorsprünge. Wird sie bis morgen alle Fenster begraben haben? Wird da noch eine Welt sein?

Ich sehe weiter durch das Fenster, zum Hotel, zum Casino, zu dem Bahnhof am anderen Ende der Straße. In der Asche die Fußabdrücke von Menschen. Haben sie es noch rechtzeitig nach Hause geschafft oder liegen sie irgendwo unter einer Verwehung. Ich weiß es nicht. Die schweren Wolken verheißen nichts Gutes, der Ausbruch muss gewaltig gewesen sein. Oder doch nur Schnee? Gefangen in meinen eigenen Metaphern lausche ich dem rhythmischen Schmerz in meinem linken Arm.

Vielleicht gab es ja doch einen Ausbruch. Der Vulkan meiner Angst spuckt Feuer. Flugverbot für die Seele und alles was ich sehe sind diese verdammten Steine die aussehen wie Hörner, gestoßen durch einen Leichnam. Verdammt in alle Ewigkeit. Nein, weder das Buch noch der Film.

Es ist diese zeitlose Glocke die sich schwer und dumpf über dieses kleine Stückchen Welt stülpt. All die schönen Formeln verlieren ihre Bedeutung und aus Weg wird nur mehr Bewegung, ohne Zeit, wo man am Ende ankommt ist ohnehin bedeutungslos. Weißes Rauschen. Ameisenkrieg auf einem blinden Schirm, verkauft an die verzweifelten Massen in den Schluchten und Rissen dieser Welt. Mit diesen Formeln muss der Architekt die Steine gebaut haben.

Die Seele ist wie ein Bunker, Emotionen die Einschläge weit oben irgendwo, dumpf und unwirklich, nur das flackern der Lampe und der Staubregen zeugen von dem Gefecht. Fang doch einfach an zu lachen, weinen bringt ja ohne hin nichts. Das Licht und die Geräusche werden zu Eindringlingen, so fremd. Aufstehen weil es sein muss. Das Liegen bereitet noch mehr Schmerzen. Ob die Hörner wohl in meinem Fleisch stecken?

TweetSports oder Twort

Das hier sollte Humor sein, lustig ist es leider trotzdem nicht. Aber da bestimmte Personen mal wieder was „lustiges“ von mir wollten … tja, das kam dabei raus. Gebt mich bitte nicht auf!!!

Setting: Ein großes Bierzelt auf einer Wiese draußen vor Stuttgart. Vorne steht ein Redner der direkt aus der Harvard Business School kommen hätte können – die Haare totgegeelt, Anzug, Krawatte und ein herrlich frisch glänzendes jugendliches Gesicht, wahrscheinlich täglich mit Feuchtigkeitscreme behandelt. Das Publikum besteht aus Männern und Frauen Mitte bis Ende Vierzig, alle leicht gelangweilt mit Bier bzw. Aperol vor sich.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Festgemeinde, heute möchte ich, im Namen der SillySports AG, den neuen, hippen Trend unter Menschen zwischen 8 und 24 vorstellen. Ein großer Applaus bitte für den CEO von SillySports, Dr. rer. spo. Eugen Rösler-Richter zu Sattberg. *Verhaltener Apllaus im Publikum, die Stimme des Sprecher klingt ein wenig nach Schnappatmung aber wer sich mit All-Inclusive-Urlauben auskennt wird sofort wissen, dass dies die übliche Sprechweise für Animateure ist*

Was ist dieser neue, von uns eingeführte Trend den die Jugend so zu lieben scheint? Nun, ich meine natürlich „TweetSports“, die zeitgeistliche Verschmelzung der messerscharfen Kommunikation in Twitter mit dem schweißtreibenden Spektakel althergebrachter Sportarten. Wie letzte Umfragen klar zeigen nehmen Aktivitäten wie Jogging, Nordic-Walking, Schwimmen und viele andere mehr mit alarmierender Geschwindigkeit ab und es wird vermutet, dass Twitter einen großen Teil mit Schuld an dieser Entwicklung trägt. *Vielsagendes Nicken im Publikum obwohl wahrscheinlich keiner der Anwesenden je von Twitter gehört hat. Der peinliche Versuch der Wirtschaft sich an einen Trend ran zu hängen wie eine Zecke liegt wie die üblen Schwaden von Buttersäure, durch die Zecken ironischerweise angezogen werden, in der Luft*

Die jungen Menschen wollen ihre Zimmer einfach nicht mehr verlassen weil sie befürchten in Twitter wichtige Mentions, DMs oder Favs zu verpassen. Sport und Twitter sind bisher schwer zu vereinbaren gewesen und wir kennen ja die Jugend – Twitter gewinnt in diesem Konflikt sicher die Oberhand.

*Der Sprecher gewinnt im Publikum exponentiell an Achtung da er schon wieder Begriffe verwendet die der Generation die hauptsächlich anwesend ist überhaupt nichts sagen, außerdem ist man einhellig der Meinung, dass sich die Jugend zu wenig bewegt. Einer der eher wohlbeleibten Männer kommt schon beim Gedanken an die verweichlichte Jugend ins Schwitzen und öffnet den obersten Knopf der Hose um Platz für die nächste Currywurst zu machen*

Aber mal ehrlich, haben sie schon mal versucht beim Joggen auf dem Handy einen Tweet zu lesen oder gar zu verfassen?

*Gemurmel im Publikum, verunsicherte Blicke. Meint der da was sexuelles oder so? Der Sprecher hüstelt und tut so als hätte man ihm zugestimmt*

Eben, ganz ganz furchtbar. Was ist wenn gerade jetzt jemand etwas unglaublich, wahnsinnig Witziges sagt? Dann muss ich später meine ganze Timeline absuchen nur um das zu erfahren. TweetSports ist die Antwort, die Lösung, ja ich möchte fast sagen die ERlösung!

*An diesem Punkt könnte man eine Stecknadel auf den mit Stroh ausgelegten Bierzeltboden fallen hören*

Sie werden sich jetzt sicher fragen: Wie funktioniert TweetSports und lässt sich auch meine Sportart mit dem lockeren Vergnügen von Twitter kombinieren? Die Antwort lautet: Es funktioniert ganz einfach und ja, die meisten Sportarten lasse sich problemlos mit Twitter verschmelzen.

Die TOP 5 SweetSports oder Tworts:

5. Twußball: Für jedes Foul darf der betreffende Spieler kurz raus und darf genau einen Tweet versenden, allerdings hat er dafür nur 1 Minute Zeit, jeder Spieler muss sich also schon vor dem Foul, im Spiel, einen Tweet ausdenken. Eine Jury wertet die Tweets aller Spieler aus und entscheidet wer den besten Sweet produziert hat (die Jury besteht einheitlich aus ehemaligen Fußballprofis die für ihre Kopfballstärke bekannt waren, dementsprechend locker fällt auch die grammatikalische Bewertung der Tweets aus). Die Mannschaft mit dem besten Tweet erhält 5 Tore gutgeschrieben. Eine blutige Angelegenheit für Fans von Autounfällen und der Saw-Reihe im Kino

4. Twach: Schach für Fans von Twitter. Immer wenn eine Figur des Gegners geschlagen wird darf man einen Tweet senden, das gemeine dabei ist, dass man mit jeder Sekunde die man für den Zug braucht Zeichen im Tweet abgezogen bekommt. Am Ende wird die Anzahl der getweeteten Zeichen ausgezählt – wer am meisten hat, hat gewonnen, Inhalt der Tweets ist relativ egal!

3. Twimmen: Ein Schwimmbecken, jeweils eine Twitterkonsole an jedem Ende der Bahn. An jedem Ende kann nur immer ein Tweet gesendet werden, dann muss man zum entgegengesetzten Ende schwimmen um dort den nächsten zu senden und dann wieder zurück. Nur etwas für die Härtesten unter den Harten. Wer in 10 Minuten am meisten qualitativ hochwertige Tweets senden kann hat gewonnen. Die Jury besteht zu gleichen Teilen aus Linguisten und Friedhofsgärtnern (es könnte sein, dass umfangreiches Wissen über witzige Grabsprüche die Chancen zu gewinnen erhöhen kann).

2. Twoxen: Die brutalste aller Twortarten. Mit jedem Körpertreffer darf der Trainer des entsprechenden Boxers einen Tweet losschicken wobei die Tweets vorher in der Kabine aufgesetzt wurden. Verboten sind Zitate aller Art und Tweets mit sexuellem Inhalt. Geht einer der Boxer zu Boden dürfen so lange Tweets gesendet wenrden bis er ausgezählt wurde oder sich hochrappeln kann.

1. Freistil Twingen: Zwei Männer, ein Ring, ein Computer. Jeder hat seine Login Daten und muss den anderen davon abhalten Tweets zu versenden und zwar mit allen Mitteln. Wer es am Ende schafft einen Tweet abzusetzen hat gewonnen. Extrem brutal. Jean-Claude Van Damme würde alleine beim Gedanken daran weinen. Chuck Norris hat’s erfunden.

 

Falls ihr weitere Ideen für Twortarten habt – immer her damit – die SillySports AG ist auf euere Einfälle angeweisen – ehrlich jetzt, wir haben nämlich kein Geld für eine eigene Abteilung zur Ideengenerierung!

Warmes Eis oder Die Hand

Dieser Text gehört in die Kategorie 10 in der nach oben offenen Richterskala der deprimierenden Literatur. Wer das nicht mag sollte jetzt lieber im Brower auf Lesezeichen/Favoriten klicken und was anderes anschauen.

Eins war es ein stolzes Vanilleeis im hellsten Gelb das du dir vorstellen konntest. Wenn du es jetzt ansiehst weißt du, dass es nur noch eine gelbe Masse ist.

Natürlich, von außen ist es immer noch geformt wie eine Kugel, perfekt, aber im Inneren besteht es nur noch aus hohlen Luftblasen, dünnwandig, und bei der kleinsten Berührung würden sie zerplatzen, einfach zu Nichts vergehen.

Du starrst darauf. Eine Sekunde, fünf Sekunden, eine Minute, eine Stunde. Irgendwann verliest du das Gefühl für die Zeit und es ist dir auch egal. Kein Anfang, kein Ende.

Und das Eis hält sein Schweigen.

Deine Augen müssten mittlerweile Löcher in die Luft gestarrt haben, dunkle Augen die nichts sehen aber doch nicht tot sind. Alleine und doch mit der Macht Welten zu erschaffen, voller Wunder und immer zum Sterben verurteilt.

Da beginnst du dich zu fragen wie es sein kann, dass sie überall um dich herum sind, Menschen. Witze, Lachen, all das umgibt dich wie die Luft die du atmest.

Die Kälte hüllt dich ein wie ein enger Mantel, ein Stützkorsett und du fragst dich, ob es vielleicht diese Kälte ist die das Eis bräuchte um Unsterblichkeit zu erlangen. Du lachst und erntest dafür seltsame Blicke. Man lacht nicht einfach so, dummes Kind. Aber der Gedanke ist zu komisch. Woran das Eis zu Grunde geht wäre genau das was dich ins Leben zurückbringen würde: Wärme.

Sie fragen wie du dich fühlst. Die Antwort darauf ist immer dieselbe. Was würde es auch bringen etwas anderes zu sagen?

Du ignorierst die Welt und die erwidert die Höflichkeit nur zu gerne.

Und dann ist da diese Hand. Du kriegst sie nicht mehr aus deinem Gedächtnis, alle Gedanken beginnen darum zu Kreisen wie Fliegen um einen ranzigen Kadaver. Du kannst sie fühlen obwohl es nicht deine ist und sie dich auch noch nie berührt hat. Aber die Hand berührt SIE. Ganz zaghaft, unschuldig, keiner hat es bemerkt. Und doch war es unübersehbar. Wissen die überhaupt was die Hand bei dir anrichtet? Was dieses Spiel dich kostet?

Jemand flüstert dir ins Ohr aber die Worte ergeben keinen Sinn (es klang wie eine Maus). Gefangen im Schleppnetz der Angst wie ein Delfin. Die Luft zum Atmen, es lässt dich nicht mehr dafür auftauchen.

Deine Augen beginnen zu tränen. Wenn jemand fragt ist es der Rauch. Kälte hat dich von allen Seiten umzingelt. Kribbelnd schleicht sie deine Fingerspitzen entlang, bitter klettert sie deinen Hals hoch.

Sie gehen, das Ende. Du wartest auf den fallenden Vorgang aber er kommt nicht. Wenigstens ist die Hand jetzt weg. Ein Freund sagt ein paar Worte aber du bist zu müde ihm noch Aufmerksamkeit zu schenken. Langsam stehst du auf, ziehst den Mantel enger um deinen Körper und denkst an diese seltsame Welt mit ihrem zerfallenden Vanilleeis und den Händen die berühren – aber niemals dich.

Das Eis war noch da, tot und der Mond  im Begriff aufzugehen. Angeekelt von all den Lügen, dem Schein und den Metaphern nimmst du den klebrigen Löffel vom Tellerrand und stichst ihn in das Eis. Es zerfällt sofort, verliert seine Form, bricht ein. Nur noch ein gelber, zerfließender Fleck auf weißem Porzellan. Zumindest eine Illusion weniger.

 

Feuermotten

Geh‘ mit dir über die alte Brücke am See, jene die den kleinen, ausgebaggerten Hafen für die Fischer überquert. Kannst du das Holz sehen? Es ist alt und wirkt morsch, aber im Inneren ist es fest wie Stahl, würde hundert Menschen aushalten, auch wenn schon lange nicht mehr so viele zur gleichen Zeit hierher kommen. Das Wasser riecht an Tagen wie heute irgendwie seltsam, nach Seetang und Wind, Regen und Sturm, aber nicht unangenehm. Vertraut, so als würde sich die Flüssigkeit  in meinen Zellen an seine Herkunft erinnern, vielleicht sogar mit Sehnsucht. Wenn du tief einatmest kannst du fühlen wie sich dein Verstand ausbreitet, für einen Moment über dich selbst hinauswächst. Ein bisschen ein Schwindelgefühl aber gut.

Da hinten führt ein Weg am wild verwachsenen Ufer entlang. Im Schilf raschelt das Leben, davor musst du dich wirklich nicht fürchten, alles was dich erlegen könnte würdest du nie kommen hören. Keine Angst, das war ein Scherz. Links und rechts salutieren uns die Bäume, hohe, edle Geschöpfe die das Leben in langen Jahren studieren, den Wanderern lauschen und die Worte der Liebenden enträtseln. Wenn sie könnten würde sie Geschichten erzählen. Diese Allee ist voller Erinnerungen.

Der Wind ist normal, er zieht jede Nacht vom See heran um mit uns zu sprechen. Verspielt flüstert er dir ins Ohr. Wehr dich nicht dagegen, hör ihm lieber zu. Er sagt uns, dass wir auf dem richtigen Wege, dass das Ziel nicht mehr weit und die Mühen die Anstrengungen mehr als wert sind. Du solltest wirklich einmal kurz vor Morgengrauen hier sein, manchmal  kann man die Stimmen der ertrunkenen Fischer im Wind hören. Sie erzählen dir dann von den Orten an denen sie gewesen sind und an die sie noch gehen werden. Auch davor brauchst du dich nicht zu fürchten, die Toten sehen weit aber ihre Körper haben sie längst zurückgelassen.

Wir sind beinahe da, kannst du es sehen? Ich wollte dir den alten Mann dort drüber auf der Wiese bei dem knorrigen Baum zeigen. Ist schon ein komischer Baum, sein Stamm von oben her bis eine Menschengröße über den Boden gespalten, als hätte der Blitz ihn vor langer Zeit verwundet aber er zu stur um daran zu sterben. Jetzt ist es als wüchsen zwei Baume aus dem einen Stamm. Schau ihn dir ruhig genauer an. Die Äste hängen weit über die Wiese hinaus, wie die Arme eines Kraken der die Welt verschlingen will. Nein, der Vergleich stimmt nicht. Wie die Arme einer Mutter die das Kind beschützen wollen.

Aber zurück zu dem Mann den ich dir zeigen wollte. Da steht er, mit der alten, ausgefransten Jacke in undefinierbarer Farbe. Ihm muss wohl kalt sein, denn er trägt immer eine Wollmütze, tief über die Stirn heruntergezogen. Lass dich nicht von dem Feuer vor ihm verunsichern. Ja, da brennt Laub, ich kann es auch riechen. Der Mann hält es am Leben, mit einem alten, rostigen Laubrechen schiebt er immerzu neue Blätter in die Glut. Wir könnten einen ganzen Tag hier stehen und er täte doch nie etwas anderes.

Das war nett von dir aber ihn zu grüßen hat keinen Sinn, er antwortet nie. Halte den Alten deswegen nicht für unfreundlich, wahrscheinlich sieht er uns gar nicht. Wir sind nur Besucher in seiner Welt und dabei nicht einmal geladen.

Schau in die Flammen. Sind sie nicht wunderschön? So Rot als bestünden sie aus lebendigem, tanzendem Blut.  Immer wieder formen sie neue Figuren, im Tanz miteinander, eng umschlungen nur um sich doch wieder zu lösen, aufzulösen. Keine zwei Augenblicke ist diese tosende Gewalt sich gleich. Komm näher, etwas tiefer drinnen im Flammenmeer siehst du die Glut, die Quelle des Schauspiels, sie hält der alte Mann am kochen, sie ist seine Lebensaufgabe. Ich sehe es Dir an den Augen an, du hast es bemerkt. Die Glut steht nicht still, sie pulsiert, vibriert, wie Adern oder ein Herz, man kann es beinahe klopfen hören. Kleine Funken steigen aus dem Rot empor, sie leuchten hell, heller als Sterne. Es müssen tausende sein, so viele, dass es kaum möglich ist einem einzigen zu folgen. Nein, streck‘ deine Hand nicht aus. Die Funken sind glühend heiß, so schön sie anzuschauen sind, so sehr würden sie dich bei nur einer einzigen Berührung schmerzen.

Gehen wir doch ein paar Schritte zurück, dann kannst du besser sehen. Das Feuer brennt jetzt lichterloh. Ob sich der Mann wohl für uns besondere Mühe gibt? Aus der Glut steigen sie auf, die Funken, helle Glühwürmchen aus Licht. Achte auf den Übergang zwischen dem Feuer und der Luft, dort wo es knistert vor Hitze. Die Funken verlassen ihre Wiege, steigen auf, getragen von der Wärme des Schoßes der sie gebar. Dort draußen veränder sie ihre Farbe. Nicht mehr als weiße Sonnen steigen sie hinaus in die Welt, nein, glühende Feuermotten sind sie geworden. Immer höher steigen sie und wie ein Spiegelbild der Flammen tanzen sie miteinander, manchmal eng, manchmal weit. Bald ist der Himmel über uns mit ihnen übersät, Feuermotten wohin das Auge blickt. Sind sie nicht wunderschön? Versuch erst gar nicht ihnen allen Namen zu geben, oder hast du schon versucht die Sterne am Himmel zu zählen? Stell‘ dir vor sie wären alle Wünsche die zum Himmel steigen. Träumereien, viel verlacht und doch so wunderbar. Manchmal wünschte ich die Feuermotten jeden Abend zu besuchen.

Warum blickst du plötzlich so traurig?

Du hast es wohl gesehen. Die Feuermotten, sie steigen auf, erleuchten den Himmel und malen Bilder aus Luft und Sehnsucht in die Welt und doch ist jede nur von kurzer Dauer, kaum sind sie des Feuers entwachsen verlieren sie an Kraft, werden blass. Als schwarzer Schnee gehen sie auf uns nieder, jede ein verlorener Gedanke und achtlos schnippen wir sie uns von den Schultern. Die Wiese ist zu ihrem Friedhof geworden. Aber was heißt das schon? Nur Dünger für die jungen Gräser.

Die Nacht ist kalt geworden, kein Feuer mehr und keine Motten. Lass uns bitte gehen‘.  Ja, ich weiß was ich gesagt habe, der Mann lässt die Flammen nicht verhungern. Sieh genau hin, die Glut ist noch da, in dem Haufen aus verbranntem Laub.

Morgen wird es wieder lodern.

Der Graue Pilger

Das wird etwas … anderes. Möchte alle vorwarnen die eher meine (düster) humorvollen Texte bevorzugen, die folgenden Zeilen enthalten keiner Humor, nicht den Anflug davon. Das passiert wenn man die dunkelsten Tiefen des Herzens durchsucht um Inspiration in Bildern zu finden die andere um jeden Preis meiden. In diesem Sinne …

Draußen zog die Welt vorbei aber im Inneren stand sie einsam still während die Meilen Stunde um Stunde verrannen. Ich fragte mich, wer diesen Speisewagen wohl eingerichtet hatte, denn er war meiner Ansicht nach einfach nur geschmacklos. Neben jedem Tisch stand eine leuchtende Ballonlampe, die wohl eine Anspielung auf die vornehmen Salons des 19. Jahrhunderts sein sollten, hier und jetzt aber nur kitschig wirkten, ebenso wie die roten Tischdecken, starr vor Schmutz und der blaue Teppich – dieser unsägliche Teppich, der auf tragische Weise Samt imitieren wollte.

Waren die Vorhänge einmal gelb gewesen? Auf jeden Fall hatte die Sonne sie im Laufe der Reisen zu einer unkenntlichen Farbe ausgeblichen. Der strenge Geruch von kaltem Zigarettenrauch und altem Essen stand ebenso dick in der Luft wie die blauen Schwaden frischer Glimmstängel. Hier war die Hölle des Städtereisenden Fleisch geworden – ein atmender Moloch bedient von Dämonen in weißen Schürzen die plumpe Sprüche auf ahnungslose Mädchen prasseln ließen.

Aber sie waren es nicht die mich gerufen hatten, weder die Dämonen noch die Mädchen. Keine geheimen Rituale hatten stattgefunden, keine Mönche in braunen Kutten mit Sandalen von Dr. Scholl an den Füßen boten mir Gewürze aus dem eigenen Garten an. Mein Ziel war die Hauptstadt und dieses Fegefeuer war nur ein Transitpunkt meiner Pilgerfahrt.

Ein gewählter Vertreter, das ist es wohl was ich bin – Jahre schon, ohne Hoffnung auf Erlösung. Der Liebling der Götter, das bin ich wohl auch. Hüte dich vor der Liebe der Götter, hört man die Propheten sagen. Denn diese Liebe führt nur zu endlosen Prüfungen und Pilgerreisen auf staubigen Straßen unter Marmeladebäumen und man mag mir bitte glauben, wenn ich hier sage, dass es diesen Entität völlig egal ist welcher Konfession man sich zugehörig fühlt. Aber das tut im Grunde nichts zur Sache – zumindest die Götter nicht, das mit der Vertretung schon – mehr oder weniger.

Auf der Reise ließ ich meine Gedanken ziehen, sollten sie doch selbst einen Ort suchen an dem sie glücklicher waren. Wohl um mich zu verwirren zogen sie genau vier Jahre zurück. Zu einer Zeit als ich viel mehr war als ein Absolvent irgendeiner Schule – abgeschlossen – von meinem Herzen ganz zu schweigen. Und plötzlich, mitten in dieser Katastrophenzone stand ich in der Liste. Im Rückblick waren das wohl interessante Zeiten obwohl ich mir damals mit Sicherheit in diesem Punkt widersprochen hätte. Oder, wie Rincewind immer sagte – wenn Du in interessanten Zeiten lebst, dann hast Du ein Problem – no worries.

Die Liste von damals sah ich ziemlich genau vor mir. Sie hing a einem Treppenaufgang, neben dem Anschlag eines professionellen Babysitters und der bitte doch etwas mehr für die Austauschstudierenden zu tun. Was konnte wohl falsch daran sein den eigenen Namen auf das weiße Papier zu schreiben? Zu verlieren hatte ich nichts, zumindest nichts was mir gehörte und meine Chancen tatsächlich gewählt zu werden standen nicht besonders gut. Keiner kannte mich, ich trug nur schwarz und redete in Rätseln.

Plötzlich war ich Mitglied des kleinen Kreises, des SEHR kleinen Kreises. Es liegt in der Natur der Sache, dass ich keine Ahnung hatte was das überhaupt bedeutete, konkret.

Aber ich verliere mich – oder verlor ich mich? Noch saß ich im rollenden Armageddon in Richtung Der Großen Stadt auf einer endlosen Fahrt in einer Reihe von Dienstreisen die mich schon mehrmals durch das Land geführt hatten.

„Namenlos“, sagte mir das unaufdringliche blaue Schild. Ein unaufdringlicher roh verputzter Bahnhof zog vorbei und ich fragte mich wie hier Menschen leben konnten. Aber realistisch gesehen hätten sie wohl dasselbe von meinem Wohnort gesagt. Wie oft hatte ich den Ort, den Bahnhof und das Schild schon gesehen? Ich wagte nicht nachzuzählen, das Ergebnis wäre niederschmetternd gewesen. Eine Sitzung stand mir bevor. Ein Dutzend Menschen die mich nicht sehen wollte die über Themen reden die keiner hören wollte.

Zu kritisch? Egal. Die Sitzung war sowieso nur der offizielle Grund, einer von vielen und nicht der wichtigste. Sie war der Inoffizielle. Kurze, rötliche Haare, zarte Haut und eine Brille – ein Primat mit Wurzeln in zwei Nationen und Bindungen in keiner. Vor einiger Zeit hatte ich mich in sie verliebt und ich begann sie zu leben – mehr zum Leben später an anderer Stelle. Es war eine heftige, lodernde Liebe die mit einem einfachen Gespräch begonnen hatte und nie erloschen war. Niemals hätte ich gedacht, dass das Feuer eines Tages nach außen getragen würde.

Am besten erinnere ich mich an die Nacht im Park. Auch wenn das nahe Pornokino vielleicht nicht der beste Hintergrund war. Scheinbar ziellos führte sie mich durch die Nacht, durch dunkle Gassen, vorbei an Betrunkenen und über Brücken die Wasser so dunkel wie der Fluss Styx waren. Im Park schließlich haben wir uns zum ersten Mal geküsst. Nichts von dem Geschehenen war geplant gewesen, keine List und kein Trug hatte dahinter gesteckt, nur ehrliche Zuneigung oder … eher vielleicht Verzweiflung?

Sie saß neben mir auf einer Parkbank und blickte mir ihren großen Augen in die Nacht während sie über das Leben sprach, über Liebe und Tod und Gewalt die irgendwo dazwischen lag.   

Plötzlich hatte ich das Verlangen die kleinen Härchen an ihrer Schläfe hinter ihr Ohr zurück zu streichen und wie im Traum tat ich es. Sie schloss ihre Augen und legte ihren Kopf in meine geöffnete Handfläche und da wusste ich es. Schwach, mit zitternder Hand und so sanft wie ich konnte berührte ich ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu mir – sie schien es zu wollen.

In diesem Schmetterlingsmoment sahen wir uns an und wir waren andere Menschen, andere Blicke, andere Gefühle. Der Abstand zwischen uns schmolz dahin bis sich unsere Lippen berührten. Sie war kalt und weich. In dem Moment als ihre samtene Zunge die meine leicht streichelte wusste ich, dass sich ein lange unterdrückter Traum für mich erfüllte.

„Ich liebe Dich“, hörte ich mich sagen und meinte eigentlich doch: „Ich lebe dich.“ Sie hatte meine Worte gehört, schwieg aber. Ich hatte es vorher schon gewusst. Ich durfte wie ein Kind in den Garten und einen Apfel nehmen aber der Baum würde mir nie gehören denn sie war ein gebranntes Mädchen, eine Festung die nicht eingenommen werden wollte weil sie die Einsamkeit zu schätzen gelernt hatte. Ebenso wie ich die meine verabscheute.

Kann es sein, dass der Ort der richtige ist, die Menschen die richtigen sind und sogar die Gefühle die richtigen sind und trotzdem die Sterne einfach nicht wollen? Es kümmert Dich nicht, oder?

Die Luft dieser Nacht war nicht kalt gewesen und trotzdem zitterte ihr ganzer Körper, als ich meine Arme um ihren Körper legte und ihr Haar streichelte weil es die einzige Sache war, die sie beruhigen konnte. Später legte sie ihre Beine auf meine Oberschenkel und streckte sich auf der Parkbank aus. Ihre Beine waren glatt und so weiß, dass sie in der Nacht zu leuchten schienen wie Alabasta. Das wollte sie aber nicht hören – vielleicht erinnerten sie diese Worte an Gefühle, die sie längst in einem tiefen Loch vergraben hatte – und sie war es nicht gewohnt etwas Besonderes zu sein – weder für mich, sie selbst oder irgendjemanden.

Zu dieser Stunde wusste ich schon sehr viel über sie und ihr Leben, die schrecklichen Schatten auf ihrer Seele und die Angst noch einmal die Vergangenheit erleben zu müssen. Es würgt mich alleine beim Gedanken daran was sie erlebt hatte, was sie in ihren Träumen verfolgte. Wenn sie in den Spiegel sah, dann sah sie sich nicht selbst, sondern tausendmal eine bleiche Leiche die Leben mit ihren kalten Händen auslöschen konnte. Ich mag mir das Bild nicht näher vorstellen und der Wunsch den Spiegel für sie zu brechen war nur eine Illusion.

Könnt ihr meinen Zorn fühlen? Sie wurde verletzt.

Wisst ihr denn nicht, wie leicht man sie durch ein unbedachtes Wort verletzen konnte, denn die Maske auf ihrem Gesicht trägt sie nur für euch, damit ihr nicht sehen müsst, was sie sieht, damit ihr kein bitteres Mitleid wie Säure versprüht. Warum seid ihr so kalt, gebt ihr Namen ohne sie zu kennen, sprecht über Leben ohne die Dunkelheit zu kennen, sprecht über ihre Wünsche ohne den Spiegel gesehen zu haben.

Am Ende hat sie mich gefragt, wann wir uns wiedersehen würden – eine scheußliche Frage wie sie selber feststellte denn uns trennten unendlich viele Kilometer und namenlose Flüsse. Als ich gehen musste beschlich mich eine schreckliche Ahnung. Sie war wie ein sehr kalter Stein, solange die Wärme in ihrer Nähe war glühte sie, doch wenn sich die Quelle entfernte, dann wurde sie wieder so kalt wie zuvor. Man musste lange in ihrer Nähe sein, um ein Feuer zu wecken, das sie nicht so schnell erkalten ließ.

War ich lange genug  mit ihr zusammen gewesen? Hatten zwei Tage ausgereicht um sie so lange zu wärmen bis wir uns wiedersehen würden? Ich wusste es einfach nicht.

Im Zug erhielt ich eine Nachricht von ihr, ein Tanz im Regen, barfuss, ein Geist Hand in Hand mit ihr, starr vor Angst. Sie wusste nicht, dass Geister nur tanzen wollen, ein Tanz der Erinnerung. Ich hätte es ihr sagen können, tat es aber nicht weil die Erkenntnis ein dreischneidiges Schwert ist – meine Seite, deine Seite und die Wahrheit. Ich hätte ihr meine Seite zeigen können aber niemals die Wahrheit. So ließ ich es beim Lesen und ich musste lächeln. Später lächelte ich nicht mehr so oft.

Wie ich es befürchtet hatte zog sie sich in der Zukunft in ihre Burg zurück und zog die Zugbrücke hoch, denn es ist unmöglich den Stein auf Distanz zu erwärmen.

Bin ich in diesem Punkt unfair? Versucht mich nicht zu verurteilen, solange ihr nicht einen Tag in meinen Schuhen verbracht habt. Vielleicht hättet ihr gleich gehandelt wie ich. Wir sind alle Lügner, Feiglinge und Pharisäer. Heuchler.

So war ihre Reaktion also der Rückzug gewesen und ein rauschendes Gespräch durchs All sagte mir, dass sie alleine sein musste, alleine sein wollte, gezwungen war alleine zu sein. Weinend lachte sie in mein Gesicht, verletzte mich und spürte es nicht einmal. Ihre Angst verwandelte sich in Zorn, ihre Einsamkeit in Frustration und ich erkannte wie ähnlich wir uns waren. Zwei Menschen die sich ins eigene Fleisch schnitten, die ohne zu zögern das Boot zum Kentern brachte in dem sie selbst saßen. Rasierklingen faszinieren uns, nicht der Schmerz ist das Ziel sondern die Haut die sich teilt, das durchschnittene Fleisch und die Reinheit des fließenden Blutes. Vielleicht steche ich mir deshalb Bilder in die Haut, um mich nicht mehr selbst sehen zu müssen, um die Bilder zu werden die ich gerne in mir sehen würde.

Und so schließt sich der Kreis der Erkenntnis langsam. In dem Zug wurde mir wieder klar was ich schon längst wusste. Ich liebe Dich nicht, ich lebe Dich, weil ich selbst kein Leben in mir habe. Ich sauge auf, was du bist, tue Dir weh, versuche Dich zu töten weil ich dazu geboren bin. Sinnlos und kalt, ein Stein. So wie sie, meine menschliche Freundin.

Willst Du mehr wissen? Kannst Du mehr ertragen oder willst du einfach nur glücklich sein? Dein Mitleid will ich nicht, könnte es nicht ertragen, müsste noch einmal sterben wenn Du nur ein inniges Wort an mich richtest.

Also geh oder bleib, mir ist es egal, ich werde einfach erzählen – und wenn ich nur mit der Wand rede ist es mir auch recht, da ich sowieso nicht mit Dir rede. Ich rede über dir, neben dir, vielleicht unter Dir, aber nicht mit Dir. Unsere Gespräche gehen aneinander vorbei. Also geh oder bleib.

Weißt Du was ich tue wenn ich glücklich bin? Dann entwickle ich einen Eifer, den man wohl als Wahnsinn bezeichnen könnte. Plötzlich tue ich alles, um den Menschen zu verletzen, der mich glücklich macht. Das war schon als Kind so. Vielleicht sehne ich mich nach der Rolle des Märtyrers, sehne mich nach der Opferrolle, a casualty. Ich genieße es und hasse es. Es bestärkt mich darin, dass nicht ich sondern die Welt schlecht ist, dass ich im Grunde nichts für den Untergang kann den ich bringe, durchmache, durchlebe und schließlich daran zu Grunde gehen.

Willst Du mehr wissen? Noch mehr von meiner Dunkelheit? Wenn ich im Zug sitze, dann bin ich nicht mit Euch dort, sondern nur mit mir. Ihr seid mir nichts wert, der Respekt ist nur eine Hülle. Oder sage ich das nur, damit Du endlich gehst? Damit ich wieder alleine bin und die Gewissheit habe, dass Du gar nichts von mir wissen willst. Ein sonderbar schöner Gedanke.

Und so komme ich wieder zu diesem Mädchen zurück, denn diesmal war nicht ich es, der den Tod brachte, war nicht ich der Engel mit dem Flammenschwert sondern sie. Eine neue Erfahrung, zu sehen wie es ist, wenn man einmal so behandelt wird wie ich normalerweise die Menschen um mich herum behandle. Und doch kann ich nicht aus, bin gefangen in mir selbst, meinem Verhalten und meinen Gewohnheiten.

Wenn Du mich wirklich so sehen willst wie ich bin, dann sie mich als Pilger. Als der alte Mann, der, in eine schwarze Kutte gehüllt, eines Abends den schmalen Pfad zu deinem sicheren Dorf hinaufgewandert kommt. Den Fremden, denn alle mit Vorsicht behandeln, weil man nicht weiß, was seine Ziele sind. Ich humple, aber nicht mein Bein ist verkrüppelt sondern meine Seele. Von außen kann man es kaum sehen, nur mit sehr guten Augen. Die Katzen sind die einzigen die mich mögen, sie verstehen mich, sind Raubtiere wie ich, nur, dass sich in meinen Augen nicht das Licht spiegelt sondern Deine Seele, denn ich lebe Dich, wie ein Parasit. Ich höre dir zu und mache Dein Leben zu meinem, verschlucke und verdaue es bis ich es eines Tages ausspucke, nackt und offen, mitten auf der Strasse, für alle sichtbar. Also weich mir lieber aus, vermeide meinen Blick, denn vielleicht, nur vielleicht, siehst Du in mir einen Teil Deiner selbst und das könntest Du nicht ertragen, selbst ich kann es kaum.

Und der Pilger zieht weiter, gestützt auf seinen Haselnussstock.

Twitty Tister – Die Rüpeljahre (1985-1992)

Wie der treue Leser schon weiß stiegen Twitty Tister in den 80er Jahren zu wahren Rockgöttern auf. Umso schwerer mag es für manchen Fan wiegen, dass die Band wohl noch wesentlich schneller viel berühmter hätte werden können wären da nicht eine Reihe von krassen Fehlentscheidungen des Managements gewesen (bestehend aus dem dauerbesoffenen Großonkel von Lemmie und LilLL-Es Tante Majorie, die allerdings zu dem Zeitpunkt in einem Bauernhaus im Schwarzwald lebte, sich Madam LichtktkritallInDunklerNacht nannte und ihre getragenen Socken als einzigen Schutz gegen radioaktive Strahlung für teures Geld an Idiotien verkaufte).

Eine der krassesten Fehlentscheidungen war wohl die Verweigerung an der Teilnahme von „We are the World“ bei dem die Band eine ganze Strophe beitragen hätte sollen. Auf die Frage warum sie denn bei diesem Caritativen Event nicht mitmachen wollten erklärte LiLL-E verwirrt: „We are the world? Aber das wissen wir doch schon!“ Alle späteren Beteuerungen von Seiten der Band, dass damit lediglich gemeint sei, dass alle Menschen gemeinsam die Welt seien stießen auf taube Ohren und der Ruf von eingebildeten reichen Säcken hängt Twitty Tister bis heute nach. In gewissen Kriesen. Andere meinen die drei sind einfach nur dämlich.

Ende der 80er erhielten Twitty Tister schlagkräftigen Zuwachs als der sich in Rente befindende ehemalige Stuntman und bisherige Roadie der Band, Wandspringer, zum vollwertigen Mitglied aufstiegt und bei allen Konzerten meisterlich die E-Blockflöte bliest (ein sehr spezielles Instrument, man schluckt dazu einen Chip der die Luftröhre beinahe verschließt, die dort produzierten Erstickungsgeräusche werden dann an einen Synthesizer gesendet der darauf Krach macht, ehrlich). Wandspringer erhielt seinen zugegebenermaßen seltsamen Spitznamen durch eine gehässige, häufig wiederholte Aktion seiner Bandkollegen DanMan und Lemmie, vorher schickten sie LiLL-E aber immer Kekse holen oder Welpen füttern damit sie sich nicht einmischen konnte. DanMan und Lemmie warteten bis ihr Roadie die Wand aus überdimensionierten Verstärkern (wie DanMan immer sagt: Größer hilft besser) aufgebaut und den letzten Verstärker ganz oben platzierte. In dem Moment drehten DanMan und Lemmie die Regel voll auf und spielten das Intro von „The Final Countdown“. Natürlich erfasste die daraus resultierende Druckwelle den immer noch in luftiger Höhe arbeitenden Roadie mit voller Wucht und schleuderte ihn durch den Saal, sehr zur Belustigung des Publikums, das diese Ausgeburt an menschlicher Grausamkeit für eine geplante Showeinlage hielt. Begleitet wurde dieses Schauspiel häufig von Sprechchören die „Wandspringer, Wandsprigner,. Wandspringer“ skandierten. Schlussendlich konnte die Band nur einer Klage wegen grausamer, unüblicher Körperverletzung  (im Gegensatz zur grausamen aber üblichen Körperverletzung in Form der Sternsinger) entgehen in dem sie Wandpsringer eine feste Position in der Band versprachen. Wandspringer blieb bis 1992 (lebendig) bei der Band und brach sich noch den einen oder anderen Knochen eher er durch eine böse Verwechslung des Pyrotechnikers der Band (Feuerwerksrakete vs. Blockflöte) wortwörtlich den Kopf verlor. Das Poster des Events gibt es im Gore-Market (ja, betrieben von Al Gore) käuflich zu erwerben. Seit dem ist Wandspringer der einzig bekannte untote Bandmember in der Geschichte (außer man zählt Keith Richards). LiLL-E erlitt bei dem Zwischenfall ein schweres Trauma mit bleibenden Wahnvorstellungen und trägt Wandspringers zerfetztes linkes Ohr immer an einer Kette um ihren Hals – ach ja, außerdem ist sie sicher, dass Elvis als Pudelfriseur in Tampa, Ohio arbeitet und sich bester Gesundheit erfreut. Musikkritiker sind einhellig überzeugt, dass das rhythmische feucht-röchelnde Stöhnen aus Wandspringers Halsstumpf sehr zur Atmosphäre der Twitty Tister Songs beiträgt.

Wir nähern uns mit raschen Schritten dem Ende der 80er Jahre, Föhnfrisuren waren plötzlich so out wie der Manta und die engen Lederhosen, die in die grausigen Gefilde der Volksmusik zurückverbannt wurden wo sie ohnehin besser immer schon geblieben wären. 1991 kam es zu einem riesigen Skandal als DanMan den damals gerade berühmt werdenden Kurt Cobain in schwer betrunkenem Zustand in einer Bar in Touchmyass Kentucky zum Beischlaf überreden versuchte (was dort nicht weiter für Aufsehen gesorgt hätte, wäre nicht George Michael zur selben Zeit auf einer Toilette mit einem Undervocer Polizisten am Werke gewesen – eine Straftat die leider Reporter anzog wie der Hintern eines Wasserbüffels die Fliegen). Später darauf angesprochen rechtfertige sich DanMan, dass Kurt mit den langen Haaren eh wie ein Mädchen ausgesehen hätte und nach drei Runden Absinth alle anderen anatomischen Unterschiede zu rein biologischen Spitzfindigkeiten würden. Was sie, lieber Leser hier noch erfahren ist absolutes Insiderwissen über das bisher nur die Wildecker Herzbuben verfügten: Der Titel des Durchbruchalbums von Nirvana, Nevermind, stammte tatsächlich von einer Äußerung die Kurt Cobain von sich gab, als DanMan in telefonisch zu erreichen versuchte. LiLL-E hielt sich in den kommenden Jahren zu diesem Thema immer bedeckt, nicht so Lemmie, der auf entsprechende Fragen der Reporter gerne mal die Hüllen fallen lässt – Geisterbahnen in der ganzen Welt bauen darauf.

Im s Jahr darauf (1992) veröffentlichte LiLL-E ihren ersten Gedichtband, entsprechende Lesungen und Verkaufsveranstaltungen wurden aber von DanMan und Lemmie konsequent sabotiert, es heißt die beiden hätten sich große Sorgen um ihre Zukunft gemacht weil, (O-Ton): „Das Mädel kann ja was.“ Im Rückblick gesehen bedauern aber beide die Sache in Berlin mit dem Schweineblut und dem weißen Kleid … an dieser Stelle auch ein herzliches Beileid an die Hinterbliebenen der Opfer dieser Veranstaltung. Auf der positiven Seite ist aber zu verbuchen, dass LiLL-E seit diesem Zwischenfall die tollsten Feuereffekte einfach mit ihrem Geist produzieren kann.

Über ein besonderes Ereignis ind er bandgeschichte berichtet auch:  http://blog.lemmi.at/?p=755

Twitty Tister – Die Frühen Jahre (1979-89)

Sie sind die alten Newcomer, die Band die immer war und immer sein wird und doch immer knapp unter der Oberfläche kocht, die Combo im Ultraschallbereich bei der die Notaufnahme rockt. Ihr wisst von wem ich rede, oder? Den einzigartigen, den unnachahmlichen, den oft kopierten aber nie erreichten „Twitty Tister“.

Irgendwann in den späten 70ern gegründet machte sich das Trio als Coverband der völlig unbekannten Heiderock-Band „Die Torfleichen“ einen Namen, vor allem in Dorfdiscos im Umkreis von 300 Meter um das Geburtshaus des Bassisten „DanMan“.

DanMan, gebürtiger Hans-Peter Hollunderblatt, war vor seiner musikalischen Laufbahn als Vertreter für orthopädische Schuheinlagen in den Altersheimen des Landes weit hin bekannt und geschätzt, noch heute ungeschlagen ist sein Rekord im Simultanbingo.

Zum ersten Mal aufmerksam auf die „Torfleichen“ wurde er, als es zu einem traurigen Anlass eine makabre musikalische Verwechslung gab über die hier auf Grund eines richterlichen Beschlusses nicht näher eingegangen werden kann. Bald traf er auf LiLL-E und Lemmie (nein, nicht der mit der Warze), zwei sich ständig zankende Hobbymusiker aus dem Geschlecht der Bänkelsänger. LiLL-E und Lemmie verhalten sich noch heute wie Geschwister und /oder Eheleute. Entsprechende Gentests zur Klärung der Situation wurden von beiden Seiten bisher abgelehnt.

Schnell kristallisierte sich heraus, dass DanMan selbst für Katzen keinen annehmbaren Gesang produzieren konnte weshalb Lemmie das übernahm. Im Grunde war da auch nicht besser aber wenigstens hatte Lemmie ein weit weniger ausgeprägtes Schamgefühl. LiLL-E schreibt quasi seit der ersten Bandprobe die Texte da DanMan Reime auf Grußkartenniveau und Lemmie nur Anzüglichkeiten zu erstellen im Stande ist. LiLL-Es Texte sind zwar toll aber bisher haben sie noch keinen Cent verdient da sie das Zeug immer gleich auf Twitter stellt und dann ist es eben frei, ihr wisst eh, wie Freibier.

Erste Auftritte der Band erwiesen sich als mittlere Katastrophen, gut unterrichtete Kreise behaupten, dass die Cuba-Krise nichts anderes war als eine präventive Vertuschung einer dieser Events und seiner Folgen, woher man schon in den 60ern von der Band wusste bleibt indes ungeklärt, ein Zusammenhang mit Jean-Claude Van Damme und TimeCop ist nicht ausgeschlossen.  

Mit jeder Tournee wurden Twitty Tister aber beliebter und gefragter, vor allem unter Alchemisten, Yogalehrern, Fernsehquizmoderatoren (aus Gründen) und Ohrenärzten die statistisch nachweisen konnten, dass ein Besuch von Twitty Tister die Patientenanzahl in den nächsten Monaten um sagenhafte 120% in die Höhe schnellen ließ. Das Gesundheitsministerium unterließ es nach entsprechenden Zahlungen auf diese Information zu reagieren jedoch mussten ab 1981 alle Besucher von Twitty Tister Konzerten einen Aufkleber tragen mit der Schrift „Der Besuch eines Twitty Tister Konzertes kann ihre Spermienzahl verringern“, auch die weiblichen Besucher. Bis heute ist kein Fall einer Empfängnis während eines Twitty Tister Konzertes bekannt geworden.

Spätestens seit ihrem legendären Auftritt auf dem „Puke“ Festival 1984 gehören Twitty Tister zu den führenden Göttern im Rock Olymp und damit meine ich Sex, Drugs and Rock’n’Roll, und Patrizid und Größenwahn und was noch so alles los ist im Olymp.

Das Puke Festival, 1991 von der Gesundheitspolizei eingestellt, war eine Veranstaltung wie es sie so seit Woodstock nicht mehr gegeben hat und das jedes Jahr. Das besondere Flair wurde dieser höchsten aller musikalischen Zusammenkünfte dadurch verliehen, dass nicht etwa auf einer Blumenwiese sondern einem 120km² großen Areal, knietief mit Erbrochenem bedeckt, gefeiert wurde. Imbissbudenbesitzer hatten weniger Freude mit dem Ambiente da die meisten Gäste, um Geld zu sparen, direkt das Vorverdaute futterten. Wahrlich viele Legenden ranken sich um „Puke“. Beim Auftritt von Twitty Tister soll der aktuelle Stand des Erbrochenen um 28cm gestiegen sein, eine Sensation die weder davor noch danach jemals wieder erreicht wurde. Bahnbrechend auch die 23-minütige Auseinandersetzung zwischen LiLL-E und Lemmie bei der neue Schimpfwörter entwickelt wurden die bis heute im Bundesinnenministerium unter Verschluss gehalten werden.

An dieser Stelle muss auch ein Stück Geschichte berichtigt werden. Die Berliner Mauer fiel nicht auf Grund der heroischen Bemühung eines gewissen David Hasselhoff, nein, vielmehr spielten Twitty Tister in der Nachbarschaft. Als DanMan verkündete „Ich bin ein Berliner“, begann eine panische Stampe die mit der deutschen Einheit endete. DanMan trauert bis heute einer speziellen Essiggurkensorte nach.

Bei einem Gespräch mit einer Vegetarierin sind wir gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass ihre Mutter sie wohl falsch erzogen hat. Wie immer wenn ich etwas interessantes höre nahm ich es, riss es aus dem Zusammenhang spielte das Ganze in meiner eigenen kleinen Welt mal bis zum bitteren Ende durch – so ähnlich wie wenn meine Mutter einen Film anschaut, dann überlegt sie auch immer schon wie es weitergehen könnte und liegt natürlich völlig daneben.

Die zentrale Frage hinter diesem Gedankengang war wie man Kinder denn richtig zu „Fleischfressern“ erziehen könnte. Da Macht, Ideale und eingefahrene gesellschaftliche Strukturen am besten vom Propagandainstrument Schule tradiert werden können habe ich mir gedacht ich bastle ein kleines Unterrichtskonzept zusammen.

Szene: Morgens um 8:30h in irgendeiner Schule, völlig egal welche. Die Fassade ist genauso grau wie die Gesichter der ausgebrannten Gestalten die griesgrämig hineinschlurfen, es ist dabei schwer Schüler und Lehrer auseinanderzuhalten. Ab und zu sieht man jemanden mit rosa Backen und idealistisch leuchtenden Augen, das sind die Junglehrer aber keine Sorge, die bösen Blicke der Veteranen sagen eines ganz klar: Euch kriegen wir auch noch.

Im Klassenzimmer: Eine vor ihrer Zeit gealterte Person, wahrscheinlich Lehrerin, Kleidungsstil „Nicole“ ca. 1980 (Stichwort: Ein bisschen Frieden) steht vorne an der Tafel. Sie hat ein Bild aufgehängt weil der Beamer mal wieder funktioniert (man fragt sich: Wie soll Hurrah-Patriotismus a‘ la „Du bist Deutschland“ verbreitet werden wenn der Staat nicht mal genug Geld springen lässt um einen einzigen Beamer zu reparieren?).

 

Auf einem Bild zu sehen ist eine Kuh die mit großen braunen Augen neugierig in die Kamera blickt.

Lehrerin: „Liebe Schüler, das hier ist die Kuh Elsa. Sie lebt auf einer schönen Wiese mit viel Gras und Sonnenschein. Betrachtet nur die großen braunen Augen und wie sie damit neugierig in die Welt blickt, die feuchte große Nase und die lustigen Ohren.

Die Lehrerin deutet auf die jeweiligen Teile des Bildes und lächelt dabei milde, etwa so ähnlich wie ein Spanischer Inquisitor wenn er sein Opfer genau da hat wo er es haben will – vorzugsweise mit vielen gebrochenen Knochen auf einem Rad.

Lehrerin: (*Der Tonfall wird merklich tiefer und bedrohlicher*)“ Aber lasst euch davon nicht täuschen. Wenn sie könnte würde sie euch auch fressen“ (*Macht einen Satz nach vorne wie eine Kobra, mit den Händen werden zuschlagende Krallen angedeutet*)

Die Schüler wirft es fast von den Sesseln, der kleine Timmy in der ersten Reihe hat sich in die Hose gemacht. Susi aus der letzten Reihe beginnt zu heulen, ihr Vater ist Milchbauer und bisher hatte sie keine Ahnung in was für großen Gefahren er schwebt.

Die Lehrerin reißt das Bild von der lieben Kuh Elsa von der Tafel, darunter ist ein zweites Bild.

Lehrerin: „Das ist ihr wahres Gesicht, die Killerkuh Hell-sa. Wie sie nachts durch die Straßen schleicht und kleine Kinder aus der Wiege holt.“

Elsa sieht jetzt ganz anders aus, das Maul ist weit aufgerissen und voller spitzer Zähne, die Augen glühen in infernalem Rot mit dem Schatten eines Totenschädels ganz tief unten.

Lehrerin: „Deshalb müssen wir Elsa fressen bevor sie ihr wahres Ich zeigt und uns frisst. Als Hausaufgabe wird jeder von euch bis zur nächsten Stunde drei Mahlzeiten, hauptsächlich bestehend aus Rindfleisch, zu sich nehmen.“

Mission Accomplished, diese Schüler werden jeden Tag brav ihr Rindsschnitzel runterhauen, egal ob sie Hunger haben oder nicht. Und Hell-sa wird sicher kein Problem mehr sein. Für Anfragen  individueller Schuler oder dem Bildungsministerium stehe ich gerne zur Verfügung.

Narren die nicht an die Mythologie glauben, an Märchen. Narren die nicht den alten Geschichten lauschen von verlorenen Königreichen untem Staub der Wüsten, bevölkert von mächtigen Geistern. Glaubst du an den Topf voll Gold am Ende des Regenbogens? Dass ein Stein die Zukunft weiß und die alte Frau auf dem Hügel die Antworten in einer kleinen Kammer verschlossen hält? Das solltest du.

Der Topf voll Gold ist wirklich und die Katze auf der Schulter der Alten hat mehr vergessen als du je wissen wirst. Und ich glaube, dass da ist ein Zwerg irgendwo auf der Straße und er sucht nach jemandem Besonderes. Bei sich trägt er eine Flasche mit magischem Gebräu, begegnest du ihm und hast ein Glas dabei teilt er vielleicht einen Schluck mit dir, ansonsten wirst du sterben. Vielleicht müssen die Menschen deshabl vergehen. Ich trage immer ein Glas bei mir.

Irgendwo auf dieser Erde oder vielleicht auch irgendwann auf dieser Erde exisitiert eine Straße, lange und staubig und noch nie hat jemand ihr Ende erreicht. Ganz am Anfang findest Du ein Schild, verfallen, von Würmer zerfressen, unleserlich. Dort soll eine Warnung gestanden haben die nie jemand berücksichtigte. Es ist die Straße zu den Ewigen Toten, die Straße ins Unbekannte Rev. Es gibt einen Spruch, der einst auf goldene Wegsteinen graviert war.

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The Life of the Living   

Lives in the Life

Of the Eternal Dead 

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Rev ist das Land des Sterbenden Königs und was die Worte bedeuten weiß nicht einmal er. Dort sind gefangen all jene Dinge vor denen wir uns fürchten, nein, weswegen wir überhaupt Furcht empfinden. Wer die Straße entlang wandert, den Weg der Narren, wir all jenen begegnen – Klotho, Lachesis, Atropos, mächtigen Drachen und der eigenen Vergangenheit. Es ist ein Weg in Traumzeit, vor war was ist.

Am Ende der Straße liegt die Stadt der Toten, inmitten einer Kaverne so groß, dass alle die jemals lebten und alle die jemals leben werden in ihr Platz finden. Es heißt, wenn der letzte gestorben ist werden sie erwachen und gen die berge marschieren, dem Schicksal entgegen. Dort, auf den Bergen, schläft der Sterbende König und träumt von seiner Rache an der Schöpfung die seine unendliche herrschaft beendete, denn er kann nur Leben wenn die Ordnung vergeht.